Recklinghausen

 

PETRINUM-Schüler wollen leben retten 

Reanimationstraining im Prosper-Hospital Recklinghausen

„Hallo? Hören Sie mich?“ Die 17-jährige June klopft gegen die Schulter und die Wangen der Reanimationspuppe, die vor ihr auf dem Boden liegt. Sie neigt sich über den Kopf und horcht, ob der Atem noch zu hören ist. Nach und nach geht sie die Schritte durch, die die Anästhesie- und Intensivpflegenden und Anästhesisten aus dem Prosper-Hospital kurz zuvor noch einmal ins Gedächtnis gerufen haben. Erst prüfen, dann rufen, dann drücken – ein Computerprogramm zeigt ihr dabei an, ob ihre Handgriffe das gewünschte Ziel erreichen.

Rund 60 Schüler und Lehrer des Gymnasium Petrinum sind ins Prosper-Hospital gekommen, um die  Reanimation von Menschen mit einem Herzstillstand zu erlenen. In Kleingruppen proben sie an Reanimationspuppen mit integrierter Kontrolleinheit den Ernstfall. „Uns lag es am Herzen ein solches Projekt durchzuführen“, erklärt Tobias Gelleschun, Anästhesist und einer der Initiatoren, „wenn wir es schaffen bei den Jugendlichen und Erwachsenen etwas mehr Sicherheit für den Notfall zu vermitteln, dann hat unser Projekt sein Ziel schon erreicht.“

Im Rahmen der bundesweiten Initiative „Ein Leben retten – 100 pro Reanimation“ unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Gesundheit hat die Projektgruppe Reanimation, die seit vielen Jahren im Prosper-Hospital besteht, das Projekt ins Leben gerufen. Normalerweise bietet die Gruppe interne Fortbildungen an, um die Versorgung innerklinischer Notfälle zu verbessern. Heute stehen insgesamt acht Pfleger und Ärzte der Projektgruppe bereit, um ihr Wissen auch nach außen zu tragen. Leiterin Claudia Bahl erklärt, warum: „In einem Notfall muss es schnell gehen. Gerade die ersten Minuten sind für das Überleben des Patienten entscheidend. Wir zeigen den Schülern und Lehrern die einzelnen Schritte und motivieren sie zum Eingreifen. Denn es ist wichtig zu wissen, dass man nur etwas falsch machen kann, wenn man nichts tut.“

Im ersten Teil des Projekts besuchten Anästhesist Tobias Gelleschun und Chefarzt der Anästhesie Peter Johannes Kulka die Schüler im Gymnasium Petrinum. In verständlichen Vorträgen wurden die Grundlagen des Herz-Kreislauf-Systems und der Reanimation vermittelt. Im zweiten Teil stand dann die praktische Übung im Prosper-Hospital auf dem Programm.
 
Viele der Schüler sind Sporthelfer oder Schulsanitäter und haben schon Grundkenntnisse im Bereich der Reanimation: „Trotzdem ist es gut, hier heute noch einmal alles gezeigt zu bekommen. Je mehr Übung man hat, umso besser kann man in einer Ausnahmesituation reagieren“, erklärt June. Lina und Jule sehen das ähnlich: „Bisher mussten wir in der Schule zum Glück noch nicht eingreifen, aber die Übungen heute haben uns nochmal mehr Sicherheit gegeben.“ Anästhesiepflegerin Jessica Kauling ist ebenfalls zufrieden: „Die Gruppe war total motiviert und interessiert und hat die Übungen super umgesetzt.“ Projektgruppenleitung Claudia Bahl ergänzt: „Ich habe einfach ein gutes Gefühl, wenn ich darüber nachdenke, dass nun wieder 60 Menschen mehr aus Recklinghausen in einem Notfall eingreifen können.“
 
Hintergrund zur Initiative: Der plötzliche Herztod ist mit schätzungsweise bis zu 100.000 Fällen pro Jahr eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Obwohl jeder helfen könnte, tun es die wenigsten. Dabei ist es gerade bei einem Herzstillstand unerlässlich, schnell zu handeln: Bereits drei Minuten nach einem Herzstillstand wird das Gehirn nicht mehr genügend mit Sauerstoff versorgt – es treten unwiderrufliche Schäden auf. Mit einer einfachen Herzdruckmassage kann der Restsauerstoff im Blut zirkulieren und so bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes die Überlebenswahrscheinlichkeit entscheidend erhöhen.